VOGELKLANG SOUNDCAMP
Kunst | Klang | Natur | Festival

Global Forest e.V.
Projekt: VOGELKLANG SOUNDCAMP Kunst | Klang | Natur | Festival
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Flyer VOGELKLANG SOUNDCAMP [PDF]

Die Veranstaltung „VOGELKLANG SOUNDCAMP“ positionierte sich an der Schnittstelle von Kunstvermittlung und Naturerfahrung, bzw. Naturschutz. Sie wurde organisiert und durchgeführt durch den Kunstverein Global Forest, in technischen Belangen unterstützt durch den Studiengang MusicDesign der Hochschule Furtwangen.

Ziel der Veranstaltung war es, mithilfe der Kunst und damit durch eine Brille, die ihrerseits vermag Ungewöhnliches zum Vorschein zu bringen, auf die Natur zu blicken und dabei neue Erkenntnisse zu gewinnen. Weiter gefasst ging es also auch darum, sich selbst im Verhältnis zur Natur zu reflektieren bzw. den eigenen Standort aktiv zum Rest der Welt in Beziehung zu setzen. Ziel dessen war es, das eigene Wissen auf den Prüfstand zu stellen – Ja, die historische, eigene und menschliche Überlegenheit gegenüber der Natur und der Tierwelt zu hinterfragen.

International Dawn Chorus Day_Aufnahmestation an der Fuchsfalle

Das VOGELKLANG SOUNDCAMP orientiert sich terminlich an dem International Dawn Chorus Day (IDCD). Im Rahmen dieser Initiative zum morgendlichen Vogelgesang wird in London ein Livestream erstellt, der – basierend auf internationalen Sound-Einspielungen – eine Klangspur der Vogelgesänge erstellt, die ihrerseits dem Sonnenaufgang/den Morgengesängen rund um den Erdball folgt. Unser VOGELKLANG SOUNDCAMP, und damit die Geolokation „Fuchsfalle“, wurde zu einer dieser Soundaufnahmestationen und damit als Teil eines viel größeren Ganzen erfahrbar: einer weltweiten Community aus VogelbeobachterInnen. Von der „Fuchsfalle“ aus sendeten wir die morgendlichen Vogelgesänge nach London und machten sie live für die ganze Welt hörbar. Zugleich empfingen wir 24 Stunden lang die Vogelgesänge der ganzen Welt und lauschten so in die Welt hinaus. Vor Ort ergänzte ein partizipatives und interdisziplinäres Programm die Natur-Kunst-Erfahrung und ging damit weit über das Angebot der meisten anderen Soundcamps hinaus.

Aufgrund der unerwartet schlechten Witterungslage, auf die noch einzugehen sein wird, musste das Programm jedoch in den Innenraum verlegt werden:

Fachfilme des Max-Planck-Instituts, die Kurzfilme „The art of Flying“ von Jan van Ijken, sowie „How to talk to crows“ von Rhona Mühlebach und „Große Vögel, kleine Vögel“ von Paolo Passolini wurden in den tagsüber für die Öffentlichkeit zugänglich gemachten Schlafsälen im oberen Stockwerk im Loop gezeigt. So war im 1. Stockwerk die Möglichkeit gegeben sich zurückzuziehen und es sich auf Bettenlager gemütlich zu machen. Gerade Eltern nahmen dieses Angebot, nach einer kleinen persönlichen Einführung, gerne mit ihren Kindern gemeinsam wahr.

Die Stube des Gasthauses Fuchsfalle wurde für die Vorträge Rym Nouiouas und Wolfgang Müllers genutzt, die am Samstag direkt im Anschluss aneinander stattfanden. Daraus und gerade im Vergleich beider Vorträge ergaben sich viele Fragen des Publikums die wir gemeinsam mit den Vortragenden beantworteten und diskutierten.

Kinder-Workshop mit Ralph Schreiber

Ebenfalls war an den Wänden der Stube die Ausstellung der Kinderkunstwerke installiert. Diese sehr fantasiereichen Vogeldarstellungen konnten dabei immer wieder aufgegriffen werden. Sie boten mal Anregungen für den Bastelworkshop von „Zirbinski“ (Pascal Dinser) oder wurden zu Referenzen in den Vorträgen. Die Imagination und der Erfindungsgeist der SchülerInnen war neben der wissenschaftlichen Herangehensweise als alternativer Umgang mit der Natur stets präsent. Wie bereits angedeutet fanden auch die Workshops von Ralf Schreiber und Zirbinski an den großen Tischen der Stube statt. Insbesondere das Basteln der Lockpfeifen mit Ralf Schreiber stieß auf sehr positives Feedback und motivierte neben den Kindern auch die Erwachsenen eine Pfeife zu basteln. Die Lockrufe der Pfeifen mischten sich später mit den anderen Klangdarbietungen und schallten wie ein Konzert durch das Gasthaus.

International Dawn Chorus Day Sound Installtion realisiert durch die Hochschule Furtwangen_Kyoto, Japan

Die auf der weitläufigen Wiese hinter dem Gasthaus „Fuchsfalle“ geplante Soundinstallation der HFU war ebenfalls nach innen verlegt worden. Dafür wurde Platz in einem Nebenraum geschaffen, der auch die Kuchen und Getränkebar umfasste. Hier war das unterschiedliche Gezwitscher der Vögel gut hörbar und die BesucherInnen konnten ganz nah an die Mobiltelefone (+ kleine Lautsprecher) herantreten um zu erforschen, woher das aktuelle Klangspektakel stammt. So griffen auch hier die beiden Annäherungsmodi, Bobachtung und Imagination, ineinander. Interessant war für uns VeranstalterInnen zudem, dass die technische Umsetzung das Publikum sehr interessierte. Darüber konnten die Studenten und Professoren der Hochschule immer wieder genaueres berichten und die dafür notwendigen Prozesse anschaulich darstellen.

Abends tauschten wir uns im kleinen Kreis während der Klangperformances von Rym Nouioua, „Dieter von Nebenarm und Namaste Schorsch“ (aka Dr. Ølsen Wolf und Pascal Dinsko), Tøni Schifer und „Smaely P“ (Norman Müller) über die Erfahrungen aus.

Geradeaus-Wanderung mit Marc Lee
Morgendliches Vogellauschen mit Mathias Ebert, NABU-VS 1

Die geplante Geradeaus-Wanderung mit dem Schweizer Medienkünstler Marc Lee fand trotz der ungemütlichen Witterungsbedingungen wenngleich im kleinen Rahmen statt. Das Umherstreifen in der Landschaft des Schwarzwaldes, die Des- und Reorientierung zurück zum Veranstaltungsort wurden als interessant und horizonterweiternd wahrgenommen. Das früh morgendliche Vogellauschen, geführt durch den Vogelexperten Mathias Ebert, wurde – der Witterung geschuldet – leider ebenfalls weniger intensiv wahrgenommen, konnte aber trotzdem durchgeführt werden. Anlässlich des Neuschnees konnten wir weniger verschiedene Vögel singen hören als zu dieser Jahreszeit üblich. Dennoch erfuhren wir einiges darüber, wie Vögel mit unerwartetem Schneefall umzugehen pflegen, wie sie ihre Energiereserven einsparen und wer bei Schnee trotzdem singt.

Fledermaus-Lauschen und Fledermaus-Vortrag mit der Wildtierökologin Rym Nouioua

Leider abgesagt werden musste der akustische Rundgang mit Rym Nouioua, während dem die Kommunikation der Fledermäuse mit speziellen Detektoren hörbar gemacht werden sollte. Wie die Expertin Rym Nouioua berichtete, schlafen Fledermäuse bei kalten Temperaturen und knüpfen während des Kälteeinbruchs einfach an ihren Winterschlaf an bis es wieder wärmer wird. So stand der theoretische Vortrag der Wissenschaftlerin, anschaulich ergänzt durch Aufnahmebeispiele für sich.

Ebenfalls wurden die geplanten Ausstellungsrundgänge und das Abschlusskonzert aufgrund der insgesamt geringen TeilnehmerInnenzahl ausgesetzt. Die Gespräche über die Kunstwerke fanden stattdessen persönlich und nach Bedarf statt. Aufgrund der geringeren BesucherInnenzahl wurde ebenfalls die Benefiz-Auktion ausgesetzt – stattdessen konnten Tombola-Lose an der Getränke- und Kuchenbar erworben werden. Dabei wurden immerhin 50 € für den Naturschutzverein NABU in Villingen-Schwenningen gesammelt.

Über die geplanten Programmpunkte hinaus, recherchierte und verfasste Tøni Schifer einen historischen und zugleich sagenumwobenen Text zum Veranstaltungsort „Fuchsfalle“. Er war zusätzlich im Programmheft abgedruckt und wurde sehr interessiert wahrgenommen. Da das Veranstaltungsformat eine Brücke zwischen globalen Phänomenen und lokaler Erfahrung schlägt, war es uns wichtig jenen Ort, der uns als Plattform dient, in seiner Spezifität, Historie und Ambivalenz greifbar zu machen.

Kinder-Workshop mit Ralph Schreiber

Zur Verbesserung einer möglichen Folgeveranstaltung im Mai 2020, ggf. auch erst im Mai 2021, haben wir uns vorgenommen einen Veranstaltungsort zu finden, der auch bei schlechter Witterung mehr Platz für verschiedene Formate bereithält. Das generelle Feedback unserer BesucherInnen zeigte, dass das Veranstaltungsformat, das in manchen Aspekten sicherlich herausfordert und einen ungewöhnlichen Ansatz bereithält um sich im zeitaktuellen Kontext zu positionieren, positiv wahrgenommen wird. Dieser persönliche Zuspruch glich für uns die Enttäuschung über das Wetter und die geringen BesucherInnenzahlen aus. Inhaltich war es dennoch schade, die Erfahrungen, welche die Beiträge und die künstlerischen Positionen bereithielten, nicht unmittelbar in der Natur
vermitteln zu können.

In der lokalen Presse konnten wir insgesamt vier Artikel platzieren, die vor und nach der
Veranstaltung umfangreich berichteten:

Text Global Forest e.V.