Meine Kunst, Deine Kunst

Kunstleihe HH-Harburg e.V.
Projekt: Workshopreihe – Theoretische Bildbetrachtung und praktische Erprobung
Nähere Informationen auf www.sued-kultur.de/kunstleihe.de [→]

Kunst und Kunstvermittlung von der Nachbarschaft für die Nachbarschaft Rund 190 Kunstwerke verschiedenster Techniken, Formate und Motive, vorwiegend von lokalen Künstler*innen, sind in der Kunstleihe Hamburg-Harburg zu finden. Eine ideale Umgebung, direkt vor Ort Bilder genau unter die Lupe zu nehmen – und allem voran zu erfahren, worauf die Lupe denn überhaupt gerichtet werden kann, welche Bestandteile und Elemente eines Bildes mir als Betrachter*in welche Informationen liefern können.
Eine ideale Umgebung also, sich für eine fundierte „Bildbetrachtung“ bestimmten Grundlagen anzunähern und dies exemplarisch anhand hiesiger Werke direkt vor Ort zu erarbeiten – um sich über den ersten Eindruck hinaus auf eine Reise der visuellen Wahrnehmungsveränderung zu begeben, um die Wirkung von Aufbau, Form, Farbe u.v.m. nicht nur bewusster wahrnehmen, sondern deren Einsatz- und Wirkungsweise auch besser verstehen und Bilder zukünftig „mit mehreren Augen“ betrachten und genießen zu können.
Aber nicht nur theoretisch, sondern auch ganz praktisch! So sollte die Möglichkeit geboten werden, einen weiteren Zugang zu Kunst und damit ein tieferes Verständnis für sie zu schaffen und sie direkter erfahrbar zu machen: In praktischen Einheiten sollte das in der Theorie Erfahrene eigenständig erprobt und nachempfunden werden und somit der Kunst – exemplarisch anhand der Kunst aus der Kunstleihe – noch einmal näher und individueller begegnet werden können.
Das war der grundlegende Gedanke hinter der Workshopreihe, die mit der Unterstützung von der Stiftung Erlebnis Kunst von Dezember 2019 bis Februar 2020 in der Kunstleihe Harburg durchgeführt werden konnte.

Ablauf / Inhalt
Die einzelnen 5-stündigen Workshops enthielten jeweils einen umfangreichen Präsentationsteil, in dem die Aspekte und Prinzipien des jeweiligen Bildbetrachtungsschwerpunkts vorgestellt wurden. Die Werkanalyse widmete sich in dieser Workshopreihe ausschließlich der Bildkunst, d.h. zweidimensionalen Werken. Sowohl anhand verschiedener Bildbeispiele aus der Kunstgeschichte, als auch anhand von Bildern, die uns in der Kunstleihe zur Verfügung standen, wurden die Aspekte schrittweise erarbeitet und die Erkenntnisse dann in praktischer Form anhand verschiedener Übungsmaterialien erarbeitet und nachempfunden, am realen Bild besprochen sowie die zeichnerische Komponente dahinter vermittelt. Themenentsprechend eingebettet wurden in diesem Zusammenhang also die fünf Wahrnehmungsfähigkeiten, die uns als Grundlage zum Zeichnen dienen: der Wahrnehmung von Randlinien (1), Raumformen (2), Größenverhältnissen (3), Licht und Schatten (4) sowie des Gesamtbildes (5).
Ziel war es, verschiedene Elemente und Aspekte der Bildbetrachtung kennenzulernen, um nicht nur bestimmte Informationen über das Werk zu erhalten (was ist dargestellt?), sondern auch um unsere Wahrnehmung und das Bewusstseins über die Entstehung des Werks zu schärfen (wie ist es dargestellt / entstanden?) und um von der Wirkung und Bedeutung des Werks, natürlich auch in seinem kunsthistorischen Kontext, zu erfahren (welche Wirkung und Bedeutung hat es / wohin führt(e) es und warum / warum führt(e) es wohin ?). Wichtig war mir als Dozentin, eine Vorsicht vor „spekulativer / projizierender Interpretation“ zu vermitteln. Um also der Versuchung des Stellens (oder vielmehr des Beantwortens) der Frage „Was will mir der*die Künstler*in sagen?“ zu widerstehen, lag der Schwerpunkt stets auf Beobachtung, Beschreibung und (deskriptiven) Analysemethoden. Spannend hierbei ist also stets die Frage im Hinterkopf zu behalten, inwieweit die kognitive und emotionale Wahrnehmung des Werkes in diesem angelegt und inwieweit sie im Prozess der Rezeption entstanden ist – dies bot während der Workshops auch stets Anlass zu angeregtem Austausch und Schmunzlern.