FALLSUCHT | Autobiografische Performance

schaefer | scherpinski
Projekt: FALLSUCHT | Autobiografische Performance

„Fallsucht“ ist eine autobiografische Performance, in der wir uns, ausgehend von der persönlichen Epilepsiegeschichte der Performerin, mit dem Umgang und der Rezeption von Epilepsieerkrankung im Laufe der Jahrhunderte beschäftigt haben.

Die Debatte um Krankheit und Gesundheit, generell um den Wert des Lebens und die anmaßenden Entscheidungen darüber, ist immer noch hochaktuell. Im Zeitalter der Pränataldiagnostik fragten wir mit der Inszenierung nach Abweichungen der konstruierten Normalität und zeichnen ein momentanes Stimmungsbild, das eher in Richtung Selektions- statt Inklusionsgesellschaft geht.

Lara Scherpinskis Körper fungierte in der Arbeit als Sammelbecken für die verschiedenen Aspekte der Krankheit. Als Archiv für die historischen Ansichten und Maßnahmen und die vielen Geschichten ihrer Opfer. Als Schmelztiegel für Zuschreibungen und Stereotypisierungen, die von heilig bis besessen reichen. Die Zusammenarbeit mit der Selbsthilfegruppe für Epilepsie in Leipzig war sehr hilfreich bei unserer Recherche und die Probenbesuche der Betroffenen und die Gespräche im Anschluss sehr aufschlussreich und positiv. Gerade das durchmischte Publikum von Epileptiker*innen, über Angehörige bis hin zu Menschen, die noch nie mit Epilepsie in Berührung gekommen sind, hat die Vorstellungen zu einem besonderen Ort der Begegnung und des Austauschs gemacht. Die regelmäßigen Nachgespräche haben uns gezeigt, was für vielfältige Assoziationen wir hervorrufen konnten, dass es vor allem wichtig ist, dass Lara Scherpinski selbst Epileptikerin ist und sich traut, dies auf der Bühne auszusprechen. So konnten wir dazu beitragen, das Thema mit seinen teilweise auch problematischen Aspekten vielen Menschen ins Bewusstsein zu rufen. Die Mischung aus autobiografischen, historischen und fiktiven Texten, sowie das Changieren von konkreten Spielsituationen und traumhaften Bildern auf der Bühne, wurde immer wieder gelobt. Gerade diese Mischung hat es einem breiten Publikum unterschiedlichster Hintergründe ermöglicht, aus dem Abend ihre ganz persönlichen Themen zu ziehen. Glücklicherweise können wir mit der Inszenierung weiterhin auf Gastspiele gehen und somit ermöglichen, dass noch mehr Menschen die Inszenierung sehen können.

Foto: © Frank Merten
Foto: © Frank Merten
Foto: © Paula Korneck
Foto: © Frank Merten