Pastorale re/visited – Klimawandel hören
whitebox Kultur gGmbH (München)
Projekt: Pastorale re/visited – Klimawandel hören
Mehr Informationen: whitebox.art →
Angelehnt an Beethovens Sinfonie Nr. 6 in F-Dur ist nicht nur der Name des Projekts. Pastorale ist der Beiname einer Komposition, die klangmalerisch Naturbeschreibungen vermittelt. Mit Naturphänomenen – in diesem Fall mit dem Klimawandel – beschäftigten sich auch die 35 Schüler*innen der Hermann-Frieb-Realschule München und des Gymnasiums Berchtesgaden, zusammen mit ihren Lehrkräften und Workshopleitenden. Pastorale re/visited verlief als kooperatives Projekt der whiteBOX.art gemeinsam mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (BRSO). Die letzte Veranstaltung zu Pastorale re/visited wurde am 27.01.2020 durchgeführt.
Ob es geht, den Klimawandel hörbar und akustisch erfahrbar zu machen? Dieser Frage ging das Projekt auf die Spur, indem die Schüler*innen gemeinsam eine Performance zum Thema Klimawandel sowohl komponierten als auch gestalteten. Zu Beginn war eine bewusste Auseinandersetzung mit der Natur auf der Tagesordnung. Die Gruppe erkundete beispielsweise den Naturpark Berchtesgaden, es wurden Tonaufzeichnungen in der Natur gesammelt und verschiedene Statements zur Veränderung der hiesigen Berg- und Gletscherwelt gehört. In der whiteBOX bekamen die Jugendlichen dann die Möglichkeit, den Musiker und Eiskünstler Terje Isungset kennenzulernen, einen Künstler, der sich selbst mit der Natur in Kombination mit seiner Kunst auseinandersetzt. Ausgestattet mit vielen neuen Eindrücken traf sich das gesamte Team im Rahmen des Festivals Out of the Box 2020, um ein eigenes Stück zum Klimawandel zu erfinden. Fünfzig Minuten intensive, vielfältige, kreative und bewegende Musik, die am 20.01.2019 beim Festival Out Of The Box uraufgeführt werden sollte. Eine Woche lang wurden zunächst verschiedene Polaritäten in der Realität und in der Musik erkundet. Natürlich versus künstlich; vorgefunden versus von Menschen geformt; heil versus deformiert. Es wurden instrumentale Farben, Melodien, Rhythmen und klangliche Entwicklungen gesucht, die zu diesen Polaritäten passen. Als Ergebnis wurde ein Musikstück in vier Teilen geformt: – eine gemeinsame, naturtönig gesungene Einleitung – ein dreiteiliges Werk, gestaltet von der Münchner Schülergruppe, – ein durchkomponiertes Werk aus Berchtesgaden und – ein gemeinsames Finale: „Sing For Our Nature“ Das Werk aus München bestand aus einem an der Naturtonreihe orientierten ersten Teil mit einer heiteren Melodik. Im Übergangsteil improvisierten einige Schülerinnen und Schüler am Computer mit den Aufnahmen von der Exkursion und mit Aufnahmen, die sie selbst im Studio der whiteBOX zu dem Stück an einem Nachmittag gemacht hatten, ein Schwanken zwischen Natur und mechanischer Welt. Der dritte Teil repräsentierte das Eingreifen von uns Menschen in die Natur, Katastrophen und mechanische Heuristiken. Die Harmonik und Melodik waren düster, sehr unterschiedlich zum ersten Teil. Alle Jugendlichen lernten sämtliche Melodien, Einsätze, Teile auswendig und kamen nach intensiver Arbeit, vielen Diskussionen und einem lebendigen Geben und Nehmen zu einer fantastischen gemeinsamen Aufführung, von der alle Beteiligten am Beginn der Woche noch keinerlei Vorstellung gehabt hatten. Wir haben einen gemeinsamen kreativen Prozess erlebt, der die Thematik, wie wir mit unserer Natur, unseren natürlich vorgefundenen Lebensmöglichkeiten umgehen, sich anders und verändert in unserem Leben verankern wird!